Hier die Vorstellung von Hochleistungs- Leichtbauenten, entwickelt ca. 1975-1985

Prof. Michael Schönherr mech@net-art.de

In Europa machte der Canard 2FL des Schweizers Hans Farner ab 1977 Geschichte. Der Kevlar-Kohle-Glasverbund von ca. 60 kg brachte unübertroffene Leistung. Neu vorgestellt wurde ca. 1979 eine sogen. Frontvektorsteuerung, d.h. der Entenflügel wurde zum Zwecke der Seitensteuerung gerollt. Diese Steuerung war wohl noch nicht ausgereift, ihre mögliche Wirkungsumkehr im Schiebeflug führte dann 1980 zum tödlichen Absturz eines Schweizer Aerodynamik-Professors und zum Ende des Projekts

 

Um 1980 erweckte Günter Rochelt in der Fliegerwelt großes Aufsehen. Auf Basis des Canard 2FL baute er mit hervorragenden Spezialisten (Schöberl und Richter) zusammen das erste deutsche Solarflugzeug. Tatsächlich bewiesen seine Erfolge dann nicht weniger seine Fähigkeiten als Hans Farner´s Genie, das an einem kleinen Problem - eben der noch nicht ausgereiften Frontvektorsteuerung gescheitert war. Rochelt gab der Solarente hängende Winglets mit Bremssteuertung und wieder den festen Vorflügel, den Farner´s Ente ursprünglich auch hatte.

1987 hatte ich Herrn Farner kurz vor seinem Tod von der Kongreßhalle Friedrichshafen zur RMF-Ausstellung am Flugplatz gefahren. Er war ein gebrochener Mann, und er konnte es nicht verstehen, daß ihm seine Firma ausgeräumt wurde und Rochelt mit den Negativformen des Canard 2FL seinen Solair1 zum Erfolg brachte, ohne Farner´s Innovationsleistung auch nur eines Worts zu würdigen. Links und unten: Vorbeiflug beim OUV-Treffen in Speyer 1984

 

 

Ein weiterer Entwurf des unvergessenen Hans Farner war der "Colibri", den sein früherer Mitarbeiter Ruppert zur Eisatzreife brachte. Dieses "schönste" Entensegelflugzeug der Welt" hat eine beste Gleitzahl von 40 und braucht im Reiseflug mit 15 KW König-Motor 1,8l Benzin auf 100 km !

Oben und links Vorflug des überarbeiteten Entwurfs bei der OUV-Tagung 1988 in Speyer

 

 Albert Neukom war der andere berühmte Schweizer Konstrukteur (oben mit Kapuze). 1980 führte er auf der Wasserkuppe seine ultraleichte Ente vor, pilotiert von Klaus Richter. (Das Flugzeug auf dem Bild links fliegt nach rechts!) Einige Monate später stürzte Neukom bei der Vorführung eines anderen UL's (keine Ente!) während einer Flugvorführung vor den Zuschauern ab, als im Schnellflug der Flügel seines Normalform Ul´s abmontierte

 

Klaus Richter war ein Pilot und Flugzeugbauer aus Leidenschaft, wie ich keinen zweiten kennengelernt habe. Er war in seinem Optimismus bereit, fast jeden Prototypen zu fliegen und es gelang ihm fast immer. Als Testpilot für die Zulassungen verschiedenster UL-Typen verunglückte er dann allerdings mehrmals - die Knochen waren danach lädiert, Seele und Geist blieben ungebrochen. Seine letzte und größte Tat war die Entwicklung des Ultraleichtflugzeugs (!) "Dart", linkes Foto. Es ist fast unglaublich, daß einer Einzelperson eine solch zukunftsweisende Flugzeugentwicklung gelang - eine 2-sitzige Delta-Ente der Form, wie sie auch bei modernen Düsenflugzeugen vorkommt. Dieses Flugzeug wurde 1996 zu seinem Schicksal, als es nach dem vermuteten Flugfehler des mitfliegenden Kaufinteressenten mit Richter an Bord in den Boden raste.

Rechtes Foto, Ultraleichtsymosium Dezember 1979 bei Friedrichshafen v.r.n.l: Marco Broggi, der bald darauf im UL als erster die Alpen überquerte, seine Frau, Weichenberger, Friedrich?, Klaus Richter

 

 

Etwa zwischen 1975 und 1985 war die große Zeit des Burt Rutan mit seinen Enten- Entwürfen Varieze, Quickie, Speed-Canard (deutsche Kopie) und allen möglichen Nachbauten und Weiterentwicklungen (links) Gipfelpunkt seiner Entwicklung war der Voyager in dem sein Bruder Dick Rutan zusammen mit Jeana Yeager nonstop ohne Nachtanken im Dezember 1986 die Erde in 9 Tagen umrundeten. Trotz der beim Start abgerissenen Winglets war der Flug erfolgreich, die Selbstbau-Ente mit 37m Spannweite und 222 km/h Geschwindigkeit machte einen nie mehr wiederholten Rekordflug von 48 000 km Länge möglich!

 

 

 

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